BZO, mit kooperativen Planungen mehr Wohnraum in Zürich

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In der BZO-Broschüre „Gerechter“ (link) des Amtes für Städtebau wird insbesondere auf das „Separate Pla­nungsverfahren für Gebiete mit Verdichtungspotenzial“ hingewiesen. Als Grundlage müssen dafür nach dieser Broschüre zuerst städtebauliche Leitbildvorstellungen im Rahmen von kooperativen Planungsver­fahren unter Einbezug der Beteiligten erarbeitet werden. Es ist richtig, dass in der revidierten BZO (Bau- und Zonenordnung) für eine Erhöhung der Ausnützungsziffer bei grösseren Überbauungen im Falle von Neubauten oder Ersatzneubauten kooperative Planungen verlangt werden. Dabei muss zuerst aufgrund von städtebaulichen und architektonischen Studien untersucht werden, welche Ausnützung bzw. bauliche Dichte für das Stadtbild, die Urbanität, Wohn- und Lebensqualität verträglich ist. Sondernutzungspläne bilden dann anstelle der Grundordnung der BZO die Grundlage für die Überbauung und auch für Archi­tekturwettbewerbe. Nur auf einer solchen Grundlage kann im Rahmen von baulichen Verdichtungen eine sorgfältige städtebauliche Einpassung von Neubauten oder Ersatzneubauten in ein bestehendes Quartier gewährleistet werden. Für urbane Lebensqualität in einem Stadtquartier sind neben der baulichen Dichte auch die soziale und funktionale Dichte von massgebender Bedeutung.

Im Rahmen von kooperativen Planungen besteht ein erhebliches Potenzial zur Schaffung von mehr Wohnraum in der Stadt Zürich. Um dieses Potenzial zu nutzen, kommen der lösungsorientierten Modera­tion von kooperativen Planungen unter Einbezug der Beteiligten und Betroffenen sowie der Einsicht und dem Verständnis der Grundeigentümer und Investoren für solche Planungen wesentliche Bedeutung zu. In einer „gebauten Stadt“ ist im Gegensatz zum Bauen auf der grünen Wiese die „gerechte“ Optimierung der Interessen aller Beteiligten und Betroffenen eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines Bau­vorhabens. Der Mehrwert bei Aufzonungen sollte zu einem angemessenen Teil der Stadt zugute kom­men, wozu noch eine kantonale Regelung notwendig ist. Die Siedlungsentwicklung nach innen im Inter­esse von mehr Wohnraum ist eine anspruchsvolle gestalterische und kommunikative Aufgabe. Daher muss in der BZO als Grundordnung aus obigen Gründen die Ausnützungsziffer restriktiv gehandhabt und kann nur im Rahmen von Sondernutzungsplänen erhöht werden. Kooperative Planungen ermöglichen also in Zürich im Rahmen von Sondernutzungsplänen mehr Wohnraum zu schaffen. Es gilt jetzt diese Möglichkeit im Interesse von zukunftsweisenden Wohnüberbauungen und Wohnquartieren zu nutzen.

Da für die Schaffung von mehr Wohnraum in Zürich aus obigen Gründen vor allem kooperative Planun­gen erforderlich sind, ist ein politischer Konsens über solche Planungen notwendig. Dazu braucht es zu­erst von Seiten der Stadt entsprechende Aufklärungs- und Bewusstseinsarbeit über Ziel und Zweck der kooperativen Planungen. Auch sollte das Vorgehen bei kooperativen Planungen und deren Vorausset­zungen im Interesse der Bauherren und Investoren klar geregelt werden. Um das Potenzial für mehr Wohnraum in der Stadt Zürich gezielt nutzen zu können, sollte zudem ein städtisches Flächenmanage­ment vorhanden sein, welches die kurz-, mittel- und langfristig zur Verfügung stehenden Flächenpoten­ziale von privaten und öffentlichen Grundeigentümern periodisch aufzeigt und nachführt. Aufgrund der Unterlagen des Flächenmanagements sollte die Stadt zusammen mit den Grundeigentümern und Inves­toren bauliche Entwicklungsmöglichkeiten evaluieren, welche auf der Grundlage von kooperativen Pla­nungen realisiert werden können.

Wohnungsbau ist auch Städtebau. Architektur und Städtebau, also Baukultur, begleiten uns mehr als alle anderen Werke der Kultur im täglichem Leben und haben daher starken Einfluss auf unser sinnliches Er­leben und unser seelisches Befinden, was von allen Akteuren im Wohnungsbau entsprechende Verant­wortung gegenüber der Gesellschaft verlangt. Kooperative Planungen liegen auch im Interesse dieser Verantwortung.

Redaktion Nextzürich: Der Ort ist nur einer von vielen

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2 Kommentare

  1. Ich bin mehr als nur einverstanden! Gerade bei bei der Transformation und Verdichtung des Bestandes ist Konsens und auch Fingerspitzengefühl gefragt. Kooperative Planungsverfahren können helfen, die verschiedenen Aspekte der Entwicklung, den Kontext des Ortes und die Interessen und Bedürfnisse der unterschiedlichen Akteure zu beachten und unter einen Hut zu bringen.
    Ein wichtiges Thema, was mich dabei aus städtebaulicher Sicht beschäftigt, ist auch der Umgang mit höherer Dichte. Ich meine, es muss gelingen, auch bei hohen Dichten und Arealüberbauungen eine gute Mischung aus Einheitlichkeit und Varianz zu erreichen. Dicht zu bauen darf nicht automatisch heissen, grosse einheitliche Volumen in die Stadt zu stellen, wie das beispielsweise an der Europaallee oder in Zürich West passiert. So entsteht keine Stadt und Stadt ist es, was wir brauchen.

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